Dienstag, 20. März 2012

Wuppertal 7: Köln

Die einen schauen ins Buch die anderen ins Kreuz

Ein Philosoph dessen Zug Verspätung hat, bemerkt, dass der Bahnhof hier seit 50 Jahren, „einem halben Jahrhundert“, wie er sagt, nicht mehr erneuert worden ist. Und dass hier überhaupt alle Bahnhöfe veraltet seien. Neue Bahnhöfe gäbe es in Berlin, aber hier nicht. Auch das deutsche Schienennetz sei überhaupt nicht gemacht für diese Auslastung. Kein Wunder dass sich alle Züge hier immer verspäten. Bevor der um 25 Minuten verspätete Zug ankommt, sagt er noch, dass er eigentlich lieber mit dem Zug reist als im Flugzeug.

Auf den Nummernschildern der Autos von Wuppertaler/innen steht das nicht ganz so vertraute aber doch heimische „W“. Die Autos der Kölner/innen haben das noch heimischere „K“ am Nummernschild.

Ein unhöflicher Taxifahrer am Flughafen fragt mich, warum ich die Strecke nicht zu Fuß gehe. Er fragt, ob ich mit dem Flugzeug gekommen bin. Ich sage, dass ich nicht mit dem Flugzeug angekommen bin, sondern mit der Bahn, nicht mit dem Zug sage ich, sondern mit der Bahn in Köln angekommen und dass ich nur die Adresse des Hotels weiß und nicht, wie ich dorthin komme, weil ich mich hier nicht auskenne. „Ja, das sieht man“, sagt er.

Spätere ärgere ich mich, dass ich ihm Trinkgeld gegeben habe. Google Maps hat mir im Wuppertaler Hotel fünf Kilometer Fußwegdistanz berechnet. Entschieden zu weit.

Kölner Dom, Kölner Hauptbahnhof, Kölner vierspurige Autostraße, alles gemeinsam an, fast auf einem Punkt. Viele Menschen, sonnig, viel zu hell, viel zu warm. Ich trage einen schweren Rucksack und eine Jacke, die ich nur ungern ausziehe.


Ich fotographiere drei Japanerinnen, die mich darum bitten, vor dem Dom.


Am Abend werde ich in einem Restaurant alleine mit der Kellnerin sibirische Pelmeni mit Hackfleisch essen. Am Weg dorthin: Wohnhäuser mit Garagen und gepflegten Gärten. Viele haben das Licht an, wenige haben Vorhänge zugezogen. In den Häusern Menschen in Küchen beim Kochen, flackernde Fernsehapparate (weitgehend Werbung). Ein Haus scheinbar Student(/?)innen-WG, alle Fenster mit irgendwas behangen: Schuhen, Girlanden, Weihnachtsdekoration. Im Küchenfenster zwei Studentinnen (?) die herumhüpfen und singen (?).

Im Dom in Köln ist es weniger heiß und dunkel. Vier Jahre lang war der Dom das höchste Gebäude der Welt. Wenn man durch die Pforten … ja, wenn man durch die Pforten ... Diese Pforten sind verziert mit dutzenden kleiner Figuren, alle als Stein gehauen. Schon bevor man durch die Pforte geht, hat man den Kopf nach oben geneigt, um diese Verzierungen anzuschauen. Und am Boden sitzen Punks und Bettler, die nach Kleingeld fragen oder auch nur einen Becher etc. aufgestellt haben. Ich frage mich, wer die am Boden Hockenden sehen soll, wenn alle nur nach oben schauen. Und wenn man durch die Pforten eintritt, sieht man, wie hoch der Dom innen ist: Zwei Reihen hoher gotischer Säulen, die aufeinander stehen. Unten Säulengang, oben Fenster.

Eine spürbare Halsverrenkung, als ich den Dom wieder verlasse, die mich, wie auch das K an den Nummernschildern, wieder an den Riss in K denken lässt.

Nur Hochformat-Fotos

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